Verfasst 2004 von Oliver Glasmacher. Veröffentlicht auf diversen Internetplattformen u.a. untertage.com. Überarbeitet 28.09.2014

In Endorf südlich der Endorfer Hütte bauten die Gruben Küngelscheid und Michaelszeche ein Gangvorkommen ab.

Der Gang streicht fast rechtwinklig zu den Lenneschieferschichten und fällt 80° nach Westen ein. Die Ausfüllung besteht aus einem Konglomerat von abgerundetete Grauwackestücken, eisenschüssigen Letten und dichtem Roteisenstein. Die Mächtigkeit des Ganges schwankt zwischen 1 und 12 m.

Die 'Alten' hatten mittels einiger Förderschächte hier Abbau im edlen zu Tage ausstreichenden Gangmittel betrieben.

Um 1790 war das Bergwerk von dem Hofkammerrat Johann Wilhelm Arndts wieder aufgenommen worden. Nach den Überlieferungen eines alten Bergmannes, der mitteilte, dass damals nur in einigen 7 Lachter tiefen Schächten einiger Bergbau betrieben worden sei und der vorgefundenen Haldenerze, hatte man einen Stollen vorgetrieben, der am oberen Berghang angesetzt, den Gang unterhalb der alten Schächte unverritzt antreffen sollte. Wie zeigte man sich als erstaunt, dass man nach langer Vortriebsarbeit den "Alten Mann" in 22 Lachter Tiefe antraf, der bereits auch unter der aktuellen Stollensohle vorgedrungen war. Nun die Bergleute trafen in den Alten Abbauen noch stehengelassene Erze an und in Gesenken wird dann 7 Lachter unter der Stollensohle mit Handpumpen gearbeitet. Die Förderung durch den Stollen gestaltete sich schwierig und so wurde alsbald der Alte Förderschacht wieder aufgezogen.

pingen auf dem michaelsgang

Bis zur Aufgabe dieser Arbeiten hält der Schacht, stürzt dann aber teilweise ein und behindert die weitere Förderung.

Nach 1815 unternahm Arndts verstärkt Aufschlußarbeiten in der Grube. Er glaubt nun, dass dieser Gang nur ein Trumm eines viel stärkeren Ganges sei und legt Suchörter an, um den Hauptgang zu finden. Er fand aber nur weitere unedle Gangtrümmer. Um ca. 1817 wird einer der alten Förderschächte auf dem Alten Mann weiter nördlich wieder aufgezogen. Dabei hatten die Bergleute in starken Maße mit Wasserzuflüssen zu kämpfen, so dass die Arbeiten mehrmalig eingestellt wurden. Es stellte sich heraus dass der Förderschacht noch tiefer als die angetroffenen Bauten des Stollenbetriebes war und Arndts sah sich bestätigt, auch in diesem "Alten Mann" hatten die Alten noch Erze stehengelassen. Ein 5 Fuss mächtiges, reines Roteisensteintrumm wurde angetroffen.

Nun bekamen sie allerdings mit den bösen Wettern zu tun. Die Grubenlichter erloschen sehr schnell und ein fürchterlicher Gestank erschwerte die Arbeiten sehr stark. So wurden Wettertüren und eine einlaufende Luftröhre aus Lutten hergerichtet. Jedoch fehlte für eine wirksame Bewetterung eine weitere Öffnung; es war jedoch kein weiterer Schacht offen.


Um sich zu behelfen, entschloss sich Arndts eine Wettertrommel ähnlich einer von CANCRINUS zu bauen.

Wettertrommel aus Cancrin Berg und Salzwerkskunde 7.Teil 1779

Diese sehr günstige Bewetterungslösung funktioniert über alle Erwartungen und es konnten 1818-1819 rund 263 Fuder besten Eisensteines gefördert werden.

Die Förderung geschah von einer 4-5 Mann starken Mannschaft, die Förderung Untertage mit Laufkarren, die Förderung im Schacht mittels Muskelkraft - ohne Haspel! (so stehts in der Quelle  - schwer zu glauben)

Um 1820 wurde geplant einen Stollen von Norden an dieses Vorkommen vorzutreiben.  

 

1848 wird die Michaelszeche mit allen Eisenerzvorkommen in der Gegend zum Eisenerzdistriktfeld "Wildewiese" konsolidiert.

Aus den Befahrungsberichten und Betriebsplänen des Eisenerzdistriktfeldes Wildewiese erfahren wir mehr über die Arbeiten ab 1855.
So sollte 1855 das Mundloch des Stollens aufgeräumt und wieder mit der Eisensteingewinnung begonnen werden. Nach dem Bericht sind 1192 to Eisenstein aus alten Pfeilern über der Stollensohle gewonnen worden.

Nördlich auf dem gleichen Gang war die Grube Küngelscheid verliehen. 1820 waren ja bereits Pläne für einen Stollen bekannt nun wurde im Jahre 1854 der tiefe Stollen angesetzt und in südwestlicher Richtung vorgetrieben.
Im nächsten Jahr wurde berichtet, dass der Stollen eine gedeckelte Rösche oder ein Luttenstrang für die Wetterführung eingebaut werden sollte. Ein Wetterschacht war den Gewerken  wegen des stark ansteigenden Gebirges zu kostspielig.

Im Betriebspunkt Michaelszeche sollte das alte Gesenk im oberen Stollen weiter bis auf die Lagerstätte niedergebracht werden. Durch weitere Suchörter, auch in dem genannten Gesenk sollte der Gang nach Süden und Norden untersucht werden. Abbau wie bisher in den stehengelassenen Pfeilern.

1861 wurde der angesetzte Tiefe Stollen am Betriebspunkt Küngelscheid das erste Mal "Franz-Anton-Stollen" genannt. Es waren bereits 14 Lachter geschafft. Weitere 90 Lachter waren noch erforderlich.

In der Michaelszeche sind in den Suchörten nur alte Arbeiten angetroffen worden, jetzt wurde ein Ort nach Norden getrieben. Der Franz-Anton Stollen hatte 1864 den Gang erreicht. Das Vorkommen war 28/10 Lachter mächtig und führte nur wenig derben Roteisenstein.  Es wurden nun zwei Stollenörtern nach Norden und Süden im Gang aufgefahren.

In der Michaelszeche versucht man weitere Gangtrümmer durch Suchörter zu finden.

1865 wurde ein Querschlag zu einem alten Schacht aufgefahren und dieser wieder aufgezogen. Es werden einige Überbrüche angesetzt um edle Mittel über der Stollensohle zu finden.
Wegen starker Wasserzuflüsse wurden dann die Arbeiten eingestellt. Die Überbrüche waren nicht erfolgreich. Ein Querschlag wurde in westlicher Richtung aufgefahren. Dabei wurde ein magerer Eisensteingang mit 3/10 Lachter Mächtigkeit gefunden.

Die 1870iger Jahre waren von Aufschlußarbeiten im Distriktfeld Wildewiese geprägt. Der Gang wurde weiter in den Stollenörtern nach Norden und Süden verfolgt. Dabei wurde der Stollen als Richtstrecke aufgefahren und mit Querschlägen in den Gang dieser untersucht.

Bei günstigen Aufschlüssen sollte dann der Tiefe Stollen der Michaelszeche ebenfalls aufgewältigt werden, da über die Straßen im Glingetal ein günstigerer Abfuhrweg zur Eisenbahnlinie und nach Finnentrop vorgerichtet werden konnte.

Der "Michaelsgang" war also 1873 durch den Franz-Anton-Stollen von Norden und den oberen Stollen der Michaelszeche von Süden aufgeschlossen, nur waren trotz des schönen Roteisensteines keine abbauwürdigen Erze gefunden worden, außer den in den vorherigen Jahren stehengelassenen Erzpfeilern. Der tiefe Stollen der Michaelszeche entwässerte den Südlichen Teil. Er soll nun aufgewältigt werden um weitere Aufschlußarbeiten durchzuführen.

1874 stand die Gewerschaft des Distrikfeldes Wildewiese vor einer harten Probe. Einige Gewerken wollen die Gruben Außerbetrieb setzen. Die Gegner konnten das verhindern, es wurden jedoch Gutachten für verschiedene Betriebspunkte angeordnet, so auch für den Franz-Anton-Stollen. Danach wurde am Michaelsgang nicht mehr gearbeitet. Bis 1906 ruhten sämtliche Aktivitäten. Dann wurden von der neuen Gewerkschaft "Kur-Köln" 350 m des Franz-Anton-Stollen aufgewältigt. Mit einem Überhauen sollte der Gang nochmal untersucht werden. Im Jahr 1906 wurden jedoch alle Arbeiten eingestellt, die Arbeiter wurden zur Hermannszeche geschickt.

Die Geschichte zeigt, dass hier auf dem "Michaelsgang" lediglich die Alten reiche Erzpartien vorgefunden haben. Der Bergbau im 19.JH war davon geprägt, mittels Sucharbeiten reiche Erzpartien zu finden. Gewonnen werden konnten jedoch nur noch die Sicherheitspfeiler, die die Alten stehen gelassen haben. Alle Aufschlußarbeiten waren nicht ertragsreich. Es konnten nur unbauwürdige Vorkommen erschlossen werden.

Vorort am Franz-Anton-Stollen direkt am Weg ist das eingefallene Stollenmundloch mit dem geübten Auge zu erkennen (nicht zugänglich) auf der anderen Seite gegenüber dem Mundloch sickert rotbraues Wasser aus der Rösche die unter dem Weg lang führt und versumpft den ganzen Weg der dort an der Halde hinunter führt.  Die alten Stollen südlich sind heute im Wildgehege "verschwunden". Suche Bilder davon.

Literatur:
Anton Wilhelm Stephan Arndts: Nachrichten über die zum Endorfer Eisenwerk im Herzogtum Westfalen gehörigen, vorzüglichsten Gruben. In: Ders.: Abhandlungen aus dem Gebiete der Mineralogie und Technologie. Elberfeld, 1854

Beschreibung der Bergreviere Arnsberg, Brilon und Olpe und der Fürstentüme Waldeck und Pyrmont, Oberbergamt Bonn 1890

Quellen:

Abschrift. der Betriebsakten Eisenerzdisktriktfeld Wildewiese aus dem Landesarchiv NRW.