26. März 2006
Wir möchten hier die kurze Geschichte des Eisenerzdistriktsfeldes “Bracht”darstellen. Über die Bracht ziehen sich mehrere Eisenerzlager die dem Schichtenverlauf des Lennegebirges folgen. Die mächtigsten Eisenerzlager hat die Hermannszeche abgebaut. Die Lager waren an der Oberfläche zugänglich und sind dort bereits früh entdeckt und abgebaut worden. Zahlreichen Tagebaue und Pingen zeugen von diesem alten Bergbau.
Belegt ist der alte Bergbau erstmalig um 1392: So steht in der Markenrolle dass 1/3 der gefundenen Eisensteine dem Grafen und 2/3 gehören den Markgenossen. Nächste Quelle kommt aus dem 16.Jahrhundert. Damals lag in den Bergen zwischen Affeln und Plettenberg die Grenze zwischen den Einflussgebieten des Erzbischofs von Köln (Herzogtum Westfalen) und der Grafschaft Mark (Amt Schwarzenberg). Für die Altenafflener war dies Markenland, Wald in den sie Ihre Schweine zur Mast eintreiben durften und dem sie Feuerholz sammeln durften. Hier gruben Affelner Bauern gruben nach Eisenerz. Im 16. Jahrhundert sind mehrere Quellen überliefert, die den Verlauf der Streitigkeiten und den Stand der Arbeiten belegen. Genannt werden hier die Erzgruben:
- Söinghausen
- Bulcks
- Dycksgroven
- Haverlop
- Bracht.
Im 17. Jahrhundert gibts es nicht mehr soviele Belege, denn im Dreißigjährigen Krieg lag der Bergbau still. Am Brandige Kopf finden wir den nördlichen Lagerzug Dies ist der Bereich wo die Eisenzeche abbaute. Auf der östlichen Vorsetzung des Lagers bauten die Carlzeche und Hermannszeche ab. Auf dem südlichen Parallellager baute am Brandige Kopp die Rudolphzeche und nach Osten die Adolfzeche ab.
Sicher wird im 18.JH das Erz im Tage- und Schachtweitungsbau auf den örtlichen Vorkommen bis zum Grundwasser abgebaut worden sein. Wann der erste Stollen vorgetrieben wurde ist nicht bekannt. Der Abbau geschah bis 1820 auf dem Lager der Adolphzeche durch den sogenannten Ochsenstollen. Der Ochsenstollen war laut Befahrungsbericht von 1827 400 m durchs Gebirge getrieben worden. Einstieg erfolgte durch einen Wetterschacht, Ausfahren durch den Stollen. 1828 wurde der Bau eines neuen Stollen genehmigt und 1836 wird der Bau des Carlsstollen begonnen. Der Stollen wurde bergmännisch aufgefahren. 1849 wird das “Eisenerzdistrikfeld Bracht” verliehen. Sämtlicher Eisenstein der im Distriktfeld vorkommt stand der Gewerkschaft dieses Grubenfeldes zu.
- Gruben in Altenaffeln:
- Hermannszeche (cons.)
- Eisenzeche Gruben in Allendorf:
- Rudolphzeche
- Adolphzeche Gruben in Hagen:
- Stahlberg
- Juliane
Außerdem werden Schürfversuche an den Vorkommen Aarbusch, Kamberg, Neue Weikmecke, Jupiter und Wasserhohlschlade und weiteren vorgenommen.
Die Gewerken des Eisenerzdistrikfeldes Bracht waren u.a.
- August Schulte zu Siegen
- Gottfried Hahn zu Burg
- Johannes Utsch zu Gosenbach
- Ludwig Patt zu Eisern
- Wilhelm Ziervogel zu Hellstädt.
1852 wird ein neuer Stollen geplant. Der Paulstollen. 1853 wird mit dem Bau begonnen. Der Paulstollen soll 20 m Mehrteufe einbringen. Er wird diagonal an das Lager herangetrieben und erreicht es nach 520 m. Das Erzlager war immer noch in einer Mächtigkeit von 5-6 m anzutreffen und selbst Gesenke führten zu ebenfalls gleich guten Aufschlüssen. Leider mussten die Arbeiten in der Hermannszeche wegen Wasserproblemen und der schlechten wirtschaftlichen Lage eingestellt werden.
Um 1900 wurde ein neuer Stollen angesetzt. Der Engelbertstollen. Er lag 34 m unter dem Niveau des Paulstollen, um die Wasser zu lösen. Er wurde jedoch nicht fertig. Der Stollenvortrieb wurde eingestellt, da der Gebirgsdruck und die Kosten des Stollenausbaues zu gross waren. So ruht also der Betrieb 20 Jahre. 1930 war die Gewerkschaft Sauerland Besitzer der Abbaurechte. Sie baute vor allem in der Grube David (Warstein) und an anderen Stellen. 1932 wurde die Gewerkschaft Sauerland zwangsversteigert und so kommt die Berechtsame der Eisendistriktfelder Bracht, Wildewiese und Sauerland an die Gewerkschaft Christiansglück II.
Diese nahm die Arbeit auf der Grube David mit 16 Mann auf und lässt bei der Hermannszeche den Paulstollen aufwältigen. Ziel ist allerdings die untertägige Maschinenkammer um die dortige Maschine abzubauen. Im Herbst 1932 ist das Vorhaben erreicht. Der Paulstollen wird verschlossen und die Wetterschächte abgedeckt. 1934 werden jedoch wieder Aufschlussarbeiten in der Hermannszeche durchgeführt. 1935 wird der Carlstollen befahren und anstatt verbrochen in gutem Zustand angetroffen. Mittels Spezial-Förderwagen sollte direkt im Carlstollen gefördert werden. Es wird ein neuer Tiefer Stollen beschlossen. Alte Wetterschächte werden wieder aufgezogen. Die Erzanalyse ergibt einen Eisengehalt von 44-45 %. Dieses Erz ist nach Ansicht der Gewerkschaft NICHT verkäuflich. Damit gibt die Gewerkschaft die Grube Hermannszeche auf.
Jedoch stößt die "Reichsstelle für Bodenforschung des Deutschen Reiches" bei seiner Suche nach deutschen Rohstoffvorkommen auf die Lagerzüge der Hermannszeche. Der Bericht von Bergrat Dr. Stahl beschreibt die Lagerstätte, als Erze einer Oxidationszone. Oben primäre Toneisensteine, in der Tiefe jedoch Schwefelkiese. Diese guten Aussichten, eine Schwefelkieslagerstätte aufzuschließen, gestatten Tiefenbohrungen auf der Bracht. Ersteinmal wird jedoch 1935 ein Arbeitsplan aufgestellt und der Paulstollen aufgewältigt. Bald darauf werden die Arbeiten jedoch eingestellt, weil in der Forellenzucht Löhr erheblicher Schaden durch verunreinigtes Wasser entstanden ist auch der Engelbertstollen kann wegen des starken Gebirgsdruckes nicht fortgeführt werden, die stärksten Verstrebungen gehen zu Bruch.
1936 werden 100 to für Analysezwecke gefördert. 1939 werden westlich auf dem Brandige Kopf 5 Craelius-Bohrungen durchgeführt. Es werden 4 Bohrungen niedergebracht. In der Bohrung I wird in 130 m und 193 m Tiefe ein Kalkzug angetroffen und in der Bohrung II in 40-50 m Tiefe Spateisenstein mit Schwefelkies. Die weiteren Bohrungen werden dazwischen niedergebracht dabei wird Kalkspat mit Schwefelkies und Grauwacke mit eingesprengtem Schwefelkies nachgewiesen. Die Durchschnitts-Probe enthält 35,35 % Eisen und 12,27 % Kieselsäure.
Die Alten haben bereits die besten Teile der Lagerstätte abgebaut
Die Gewinnung wird hier als aussichtsreich eingestuft. Die Hohen Kosten der Wiederaufwältigung und Aufschließung durch Verlängerung der vorhandenen Stollen, Engelbertstollen und Blemkestollen (Galmeigrube Theodore) die mit 300.000 Reichsmark je Stollen veranschlagt werden, lassen das Vorhaben scheitern. In einem Bericht von 1941 von Paeckelmann heißt es, „das die Alten bereits die besten Teile der Lagerstätte abgebaut haben“. Südlich des “Brandige Kopp” gibt es 3 weitere Lager parallel. Diese sind stellenweise aber nicht derartig bauwürdig wie die Hermannszeche und wohl nur von den “Alten” im Tagebau teilweise gewonnen worden, da es auch hier Pingenzüge gibt. Im Bereich Manzeler Heide - Wasserhohlschlade wurde Anfang des 19.JH einen Stollenversuch angefangen. Auf den mittleren Lager dieser Gruppe ist dieser Stollen aufgefahren worden, der sogenannte Franzosenstollen“.
Der Beitrag wurde im Jan 2013 gekürzt. Teile des alten Beitrages wurden von Rudolf Friedrich in seinem Heft "Die Beschreibung des Eisenerzbergwerkes Hermannszeche südlich von Allendorf. Münster. 2012." zitiert.
Literatur:
Oliver Glasmacher : Bergbau in Altenaffeln in: Altenaffelner Spurensuche - Altenaffelner Chronik, Neuenrade - Altenaffeln 2013
Die Chronik erschien am 31.08.2013 und war noch am gleichen Tage vergriffen.
Der Aufsatz "Bergbau in Altenaffeln" kann ab dem 1.9.2014 bei mir erworben werden.